Sabrina ist jetzt 11 Jahre alt, ihre Motorik ist beeinträchtigt, ebenso ihr Gehör, und sie kann sich bis auf die Worte „Mama“ und „ja“ nicht lautsprachlich äußern. Sie ist ein sehr fröhliches, geselliges Kind und stolze Besitzerin und Nutzerin eines SmallTalkers.
Als sich im Kindergartenalter abzeichnete, dass sich bei Sabrina das Sprachvermögen nicht so entwickelt, dass sie sich anderen gegenüber verständlich machen kann, begannen wir zu überlegen, wie man ihr hierbei am besten helfen soll. Durch ihre motorische Beeinträchtigung wäre die Deutsche Gebärdensprache für sie zu schwierig zu benutzen. Mit unserer damaligen Logopädin probierten wir mit ihr die GUK-Gebärden aus. Anfangs fand Sabrina es eher amüsant und nutzte diese Möglichkeit nicht wirklich. Hier ist die „Schuld“ sicher auch teilweise bei uns als Eltern zu suchen, da man sein Kind auch ohne Worte versteht und daher nicht auf die Nutzung der Gebärden besteht.
Nachdem wir mit Sabrina das erste Mal eine Delfintherapie absolviert hatten, änderte sich das jedoch. Es wurde dort viel Wert darauf gelegt, dass Sabrina sich – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – mitteilt. So hat sie gelernt, was man mit Kommunikation alles erreichen kann. Für Sabrina wurde es mit zunehmendem Alter immer wichtiger, sich uns und anderen gegenüber verständlich zu machen. Sich nicht mitteilen zu können, führte oft zu großer Frustration.
Mit dem GUK-System stießen wir aber bald an die Grenzen seiner Möglichkeiten. Daher hat uns wiederum unsere Logopädin empfohlen, uns hinsichtlich der Anschaffung eines Talkers beraten zu lassen. Wir sind zuerst von einem recht einfachen Gerät ausgegangen, vielleicht mit ein paar vorgegebenen Aussagemöglichkeiten. Aber nachdem Frau Lederer sich ein wenig mit Sabrina beschäftigt hat und sie einiges ausprobieren durfte, stand recht schnell fest: es soll ein SmallTalker mit der Quasselkiste 45 werden. Um das Ansteuern der richtigen Felder zu erleichtern, bekam sie ein Gitter über dem Bildschirm. Das war genau die richtige Entscheidung!
Zum Glück ist unsere Brina eine technisch interessierte junge Dame! Sie liebt jede Art von Gerät, sei es Spielcomputer, CD- oder DVD-Player usw. Daher hatte sie auch keinerlei Berührungsängste und nahm ihren Talker freudig in Betrieb.
Ich muss ehrlich zugeben, dass Sabrina sich das Gerät weitgehend selbst erarbeitet hat. Sie hat jeden Tag davor gesessen und emsig alle Seiten ausprobiert. Zuerst war es für sie eher ein interessantes Spielzeug, aber nach und nach hat sie den Talker gezielt eingesetzt um zu antworten, sich mitzuteilen oder Wünsche zu äußern. Anfangs benutzte sie einzelne Worte, dann Zwei- und Dreiwortsätze (z.B.“Mama Hunger Fleisch“) bis hin zu ganzen Sätzen. Mit der Zeit konnte sie sich immer besser ausdrücken.
Nach einiger Zeit beschlossen wir in Absprache mit Frau Lederer, dass Sabrina auf die Wortstrategie 84 umsteigen sollte, da hier die Möglichkeiten zum Bilden grammatikalisch richtiger Sätze einfacher sind. Alle fanden die Idee toll, nur Sabrina nicht. Zuerst hat sie sich komplett verweigert. Sie wollte ihren Talker nicht mehr benutzen. Zeitweise mussten wir wieder auf die alte Version umschalten, um die Kommunikation im Hause wieder in Gang zu bringen. Aber letztlich siegte doch der Wunsch, sich mitteilen zu können, und Sabrina gab dem neuen Programm eine Chance.
Wieder hat sie sich durch probieren fast selbstständig mit dem System vertraut gemacht. Sie begann auch Texte abzuschreiben, von Lebensmittelverpackungen, Zeitungen, Speisekarten, Hinweisschildern, einfach alles, was ihr unter die Augen kam. Zeitweise hat sie ihre Kinderbücher abgetippt und sich dann angehört. Sie hat sich manchmal auch kleine Geschichten ausgedacht, die dann immer länger und länger wurden …
Wir denken, dass der Talker ihr sehr beim Lesen- und Schreibenlernen geholfen hat. In der Schule wurde der Talker von Anfang an mit eingebunden. Da Sabrina motorisch leider nicht in der Lage ist, mit einem Stift zu schreiben, hat sie zuerst die Aufgaben mit dem Talker bearbeitet. Später haben wir ihr ein Netbook eingerichtet, welches sie jetzt im Unterricht benutzt. So kann sie uns zu Hause zeigen, woran sie in der Schule gearbeitet hat.
Nachdem wir dann durch Frau Lederer auch noch erfahren haben, dass das Kabel, welches wir liebevoll mit den Unterlagen des Talkers aufbewahrt und bisher vollständig ignoriert hatten, die Möglichkeit bietet, den Talker als Tastatur am Netbook zu nutzen, machte es die Sache natürlich noch einfacher. Für Sabrina ist es somit einfacher, längere Texte zu schreiben.
Zu Hause nutzt sie dieses System für so nützliche Dinge wie Wunschlisten zu Weihnachten und Geburtstag, sowie für Briefe an ihre Patentante. Sie ist jedes Mal ganz stolz, wenn wir den selbstgeschriebenen Brief zum Briefkasten bringen. Ich bin auch sehr bemüht, keinerlei Korrekturen an den Briefen vorzunehmen, wenn auf die Frage nach Geburtstagswünschen z.B. geschrieben wird: „ich will ein T-Shirt, einen iTunes-Gutschein und was Großes, ich werde ja 11!“.
Wir sind oft erstaunt, wie geschickt Sabrina vorhandene Worte im Vokabular abändert, um somit Worte, die nicht vorgegeben sind, zu schreiben. Zum Beispiel wollte sie uns mitteilen, dass sie ihren Busfahrer gesehen hat. Da der Name Frank nicht gespeichert war, hat sie Frankreich ausgewählt und den Rest wieder weggelöscht. Nun planen wir die Anschaffung eines neuen Gerätes, Sabrina möchte unbedingt den Talker, mit dem sie SMS versenden kann. Sie interessiert sich auch mehr und mehr für Fremdsprachen, da ist die Wortstrategie in Englisch natürlich eine schöne Option.
Für unsere Tochter und unsere Familie ist der Talker ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Für uns ist es wunderbar, dass Sabrina sich trotz fehlender Lautsprache mit uns unterhalten kann. Sie berichtet von allem, was sie tagsüber erlebt hat, sagt, was sie möchte und was nicht, streitet sich mit ihrem Bruder („Christoph, wenn du jetzt nicht kommst bin ich traurig und muss weinen!“) usw. Für sie ist es wichtig, sich am allgemeinen Gespräch beteiligen zu können, ohne ständig missverstanden zu werden. Anfangs wurde von verschiedenen Seiten die Befürchtung geäußert, dass die Benutzung des Talkers eine mögliche Weiterentwicklung der Lautsprache verhindern würde. Das kann ich nicht bestätigen, Sabrina müht sich nach wie vor damit, gezielt Laute zu bilden. Sie versucht immer wieder zu singen oder vorzulesen („Mama, ich habe meinen Puppen vorgelesen. Mit dem Mund!“).
Ob es ihr jemals gelingen wird, sich verständlich lautsprachlich mitzuteilen, kann niemand sagen. Bis dahin ist für mich die Computerstimme, die laut „Mama, komm mal bitte!“ durchs Haus ruft, die Stimme meiner Tochter.
Susanne Timm
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