Jens Ehler ist am 9.9.2014 im Alter von 28 Jahren plötzlich verstorben.
Er war ein UK-Kämpfer der ersten Stunde in Baden-Württemberg, der eine große Lücke hinterlässt. Auf seine ganz besondere Art hat er die Menschen und Zuhörer bei seinen Vorträgen berührt und dadurch ins Handeln gebracht.
Durch Aussagen, wie z.B.: „Wenn jemand sagt, ich kann nicht sprechen, ist das für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich kann sprechen, eben nur auf meine Weise.“ oder „Wenn man im Rollstuhl sitzt und keine Möglichkeit hat, um sich mitzuteilen, fühlt man sich unter all den Menschen ganz allein und rundherum findet das Leben statt.“, hat er mehr erreicht als Fachleute mit theoretischen Vorträgen.
Er war ein Minspeaker der ersten Stunde und konnte perfekt mit seinem PowerTalker sprechen. Ein verkanntes Genie und in der Schule total unterschätzt. Keiner hat ihm zugetraut, dass er sich so gut mitteilen kann und im Umgang mit dem Talker so perfekt wird.
Doch ganz nach seinem Motto: „Das Leben ist schön, obwohl praktisch alles dagegen spricht.“, änderte sich nach seiner Zukunftskonferenz im Jahr 2003 sein Leben. Durch seine Freunde wurde er darin bestätigt, dass er viel zu sagen hat und das auch kann. Denn: „Wenn einer allein träumt, bleibt es ein Traum, und wenn viele gemeinsam träumen, ist es der Anfang einer neuen Wirklichkeit.“.
So entstand aus der Zukunftskonferenz das Ziel, als Botschafter durch die Lande zu reisen und Vorträge zu halten. Dies ist ihm nach dem Eintritt in die Kraichgau Werkstatt im Jahr 2005 voll und ganz gelungen und hat ihn ausgefüllt.
Mit den Themen „Persönliche Zukunftsplanung“ und „Von Ja-Nein bis zum PowerTalker“ war er im deutschsprachigen Raum an vielen Unis und Hochschulen ein gern gesehener Gast.
So erlebte er eine sehr aktive Zeit, in der er auf Augenhöhe wahrgenommen wurde und seine Fähigkeiten geschätzt und gefördert wurden. Denn in der Werkstatt wurde sofort wahrgenommen, wie wichtig es ist, sich alternativ mitteilen zu können, und wie bereichernd es ist, sich einzumischen.
Die Menschen in seiner Gruppe steckte er mit seinem Humor und seiner Lebensfreude an. Auch in der Freizeit schaffte er es immer wieder, die Menschen mitzureißen mit seinem Lachen und seinem Drang überall dabei zu sein. Seine Aktivität war nicht zu bremsen.
Schon früh begann er Geschichten zu schreiben, die das Leben schreibt. Darin verarbeitete er auch seinen Alltag und seine Beziehungen. Mit seinem Talker hat er durch Briefe und Telefonate seinen Alltag und seine Freizeit organisiert – wie ein Wunder! Ohne E-Mail und Facebook, denn mit seinem Charme erreichte er es, dass die „Schneckenpost“ die Menschen auch erreichte.
Einer seiner Lieblingssprüche war: „Keiner ist so verrückt, dass er nicht noch einen verrückteren findet, der ihn versteht.“.
„Ver-rückt-sein“
Ich weiß nicht, wie viele Menschen erleben durften, dass ihr Bild vom Menschsein und auch das Bild von Behinderung durch die Begegnung mit Jens ver-rückt und erweitert wurde.
Ulrike Ehler
Minfo 03-2014