Von Britta Godow. Ich decke den Tisch für das Abendessen und frage Lennart – wie zu jeder Mahlzeit – wer ihn füttern soll. Aber eigentlich kann ich mir diese Frage auch sparen, denn ich kenne die Antwort schon im Voraus. Wie jedes Mal, wenn Anna mit uns zusammen isst, lautet die Antwort „Anna“.
Anna kommt aus den USA, genauer gesagt aus Philadelphia, und hat 10 Monate als Au-pair bei uns im Haushalt gelebt. Bei ihrer Ankunft hat Anna nicht ein Wort Deutsch gesprochen. Dennoch haben wir das Experiment „Au-pair“ gewagt und waren gespannt, wie ein so stark motorisch eingeschränktes und nur unterstützt (deutsch) sprechendes Kind mit einer Person, die ihrerseits kein Wort Deutsch versteht, auskommen soll. Alle Bedenken waren jedoch innerhalb weniger Stunden dahingeflogen. Bereits nach kurzer Zeit waren Anna und Lennart ein Herz und eine Seele. Anna verstand Lennarts non-verbale Kommunikation auf Anhieb und hatte außerdem anfangs ständig ihren Computer dabei, um Lennarts Talker-Äußerungen mit Hilfe von Google übersetzen zu können. Sie für ihren Teil plauderte fröhlich auf Englisch auf ihn ein.
Innerhalb weniger Wochen war Lennart in der Lage, einfachen Gesprächen zu folgen. Wenn es komplizierter wurde, fragte er den genauen Sachverhalt nach und wir erklärten es ihm dann auf Deutsch. Jetzt, nach gut 15 Monaten (mittlerweile mit dem zweiten amerikanischen Au-pair), benötigt er kaum noch Übersetzungshilfen – im Gegenteil: er antwortet schon auf Fragen, während ich teilweise noch nachfrage …
Zu den Aufgaben des Au-pairs gehört es, Lennart morgens für die Schule fertig zu machen und an festgelegten Tagen nachmittags mit ihm zu spielen. Dabei bestimmt Lennart, was und womit er spielen möchte. Mit den Au-pairs hat Lennart die perfekte Möglichkeit gefunden, seine Ideen umzusetzen. Lennart kann mit Hilfe seines EcoTalkers genau seine Vorstellungen äußern, die Au-pairs übernehmen die Rolle der ausführenden Hände. So manche Anweisung Lennarts wird dabei ungefiltert durch die Au-pairs ausgeführt. Welche Mutter würde schon ein schönes naturbelassenes Holzspielzeug mit Tusche anmalen?
Ebenfalls „räumt“ Lennart mit Hilfe der Au-pairs sein Zimmer auf oder zaubert einen „leckeren“ Nachtisch aus diversen Zutaten aus den Küchenschränken.
Zu den Aufgaben der Au-pairs gehört auch, Lennart auf Kindergeburtstage oder Verabredungen mit Schulfreunden zu begleiten. Welcher 8-Jährige möchte schon mit seiner Mutter oder seinem Vater auf der Geburtstagsfeier eines Freundes erscheinen? Nach der Party stellt sich dann nur die Frage „Wer ist müder?“. Lennart oder das Au-pair?
Lennart genießt die Zeit mit den Au-pairs sehr. Während wir als Eltern abends endlich mal ins Kino oder allein essen gehen können, verbringt Lennart einen Videoabend mit dem Au-pair. Die beiden einigen sich vorher auf einen (deutschen oder auch englischsprachigen) Film, und bewaffnet mit Schokolade und Salzstangen machen es sich die beiden im Wohnzimmer gemütlich.
Die Au-pairs erleben bei uns das typisch deutsche Leben mit Schwarzbrot, Rotkohl oder Würstchen. Gleiches gilt aber auch andersherum: Lennart lernt amerikanische Finger- oder Zählspiele und amerikanische Gebräuche kennen. So waren Lennart und das Au-pair an Halloween für fast zwei Stunden verschwunden und kamen mit einer riesigen Tüte voller Naschsachen wieder. Am traditionellen Thanksgiving durfte natürlich der obligatorische Truthahn nicht fehlen und es gab ein wirklich opulentes Mahl. Yummi!!!
Lennarts Au-pair erzählt
Guten Morgen, Annamarie. Hast du gut geschlafen?
I typically stumbled into the kitchen after a long night of salsa dancing, while Lennart glided in with ease after sleeping for 12 hours. I saw him for the first time that day, sitting comfortably within the cushions of his wheel chair, wearing Spiderman pajamas and all. I sleepily prepared his favorite breakfast while the radio was blasting melodies through the kitchen. Lennart curiously watched my every move, and asked me about my evening. He laughed while I described how I spent hours dipping and twirling with some men that could dance, and with some whom could not. „Ich möchte auch mit dir tanzen“, he said. Just then, Lady GaGa’s voice erupted through the radio speakers, and with one swift movement, Lennart was in my arms, his feet tapping the floor beneath him to the beat, while I sang along with GaGa as loud as I could.
Mein neues blaues Auto.
After an hour of eating and dancing, I helped Lennart prepare himself for school. He picked out a classy striped shirt and jeans, paired with his genuine motorcycle jacket. And just like every day, Lennart chose a different toy car to bring with him to school. Of course, he picked his newest blue sports car. I said good bye, placed the car on his lap, and gave him a big kiss on the cheek. „Tschüß, Annamarie. Bis später“, he announces as he heads out the door.
Ich bin sauer! Ich möchte kämpfen. Ich mache Kampfsport.
„Was meinst du, Lennart?” I asked. He came home from school at 14:00, his brow wrinkled and his mouth in an angry pout. „Meine Lehrerin. Sie hat mein Auto in meinen Rucksack gelegt.“ This particular day at school, Lennart had a different teacher than usual, and she took Lennart’s car and put it into his backpack. Lennart typically holds his car in his hand throughout the entire school day; but today, the teacher did the unimaginable. „Ich möchte ihre Mutter anrufen“, he demanded. I laughed, as did Lennart, and eventually, the problem was solved as we practiced our martial arts moves in the kitchen.
Ich möchte acht Vanille mit Erdbeeren. Bitte.
Lennart pointed to the Obstgarten Joghurt on the shelf in the grocery store. “Really?” I asked. “That’s a lot!” „Zehn“, Lennart replied. „ZEHN? Okay…”. I picked up ten vanilla and strawberry joghurts and added them into our shopping cart, already full of Gummibärchen, Kinder Überraschungseier and Monte.
Annamarie, was ist 100 plus 100?
„Weiß ich nicht, Lennart. Das ist sehr schwierig.” His mother, Britta, and I, sat with him at the table during eating Kekse and drinking coffee, over his Math books. Practicing both Reading and Math was a daily after school routine, and from time to time, Lennart was the teacher and asked me questions! This time, I was stumped. Lennart looked at me with a twinkle in his eye, and eagerly turned to the Number section on his „Talker” and answered proudly: „200“. “Ohhhh! I didn’t know that!” I exclaimed. After my response, he took a sip of his Apfel juice, and moved onto the next problem.
Bleibst du da?
Lennart, supported by his Physio Doctor, knelt against a table with a massive red ball clenched in between his hands. We were at Lennart’s hour long physical therapy session. I was on the other side of a large ramp that began where Lennart knelt, and ends where I stood, behind a huge tower built with massive cushion blocks. „Du bleibst da!“ Lennart ordered. With a swift push, the red ball tumbled down the ramp, smacking the block tower, and causing its pieces to crash right on top of me. I shrieked and Lennart laughed. And with that, we did it again, and again, and again.
Annamarie, ich habe Hunger!
I raced into the living room where Lennart was watching his favorite cartoons. He lowered the volume with his „Talker” and looked at me. I asked him what he wanted, and he answered happily, „Pfannkuchen mit Nutella und Zucker. Mama ist nicht hier.“ It was our movie fun night while Lennart’s mother and father went out for the evening. Pfannkuchen mit Nutella was our favorite Abendessen.
Gute Nacht, Annamarie. Tanzst du heute Abend?
After we brushed our teeth and got into our most comfortable pajamas, I snuggled up with Lennart and read a story. Once the last page was turned, Lennart gave me a hug and said, „Gute Nacht, Annamarie“. I wished him good night, but before he left me to go into bed, he asked, „Tanzst du heute Abend“? I laughed and nodded my head. As Leannart’s former au-pair, I have had the opportunity to learn and grow with him each day for ten months. His EcoTalker allowed us to communicate from morning until night. His personality shone through his words, and together, we shared both happy moments and sad ones. Because of Prentke Romich, Lennart has been able to use his voice to make an impact in the world. Because of his infinite joy and love for life, I feel that I have changed and grown even more than he.
Amié
Endlich kann ich zeigen, was ich kann!
Ein Mittagessen in der Tagesstätte der „Lebenshilfe Memmingen“: Wie fast jeden Tag schmeckt Aime das Essen sehr gut. Er bittet um einen Nachschlag und fordert seine Mitschüler auf, ihm ein Getränk zu reichen. Aime ist sehr höflich.
Warum Unterstützte Kommunikation?
Entscheidender Beitrag zur Kommunikationsentwicklung
Das Ziel von Unterstützter Kommunikation ist es, Menschen aller Altersgruppen, die sich nicht oder nur sehr schwer verständlich äußern können, bessere Verständigungsmöglichkeiten zu eröffnen.
Unterstützte Kommunikation erfordert keine besonderen Voraussetzungen und ergänzt die individuell vorhandenen Ausdrucksfähigkeiten der Person. Neben Gesten, Gebärden, Symbolkarten, Kommunikationsbüchern usw. kommen dabei auch verschiedenartige Hilfen mit Sprachausgabe zum Einsatz.
In 5 Schritten zum Hilfsmittel von PRD
Der Weg zum Hilfsmittel von PRD: Gut beraten, gut betreut!
Wie bekomme ich das Hilfsmittel, das am besten zu der betroffenen Person passt?